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Thaipusam Festival in Singapur

Thaipusam, das Fest der Schmerzen

Als die ersten indischen Arbeiter während der britischen Kolonialzeit 1920 nach Singapur kamen, siedelten sie in eigenen Vierteln um die heutige Serangoon Road an. Viele haben sich in ihrer neuen Heimat eingefunden und sich durch religiöse Symbole in ihrem Zuhause den Bezug zur indischen Heimat erhalten. Aber nicht nur in den eigenen vier Wänden und im Stadtviertel nördlich des Zentrums lebt die alte indische Tradition weiter, sondern auch in den zahlreichen Festen, die die Inder Jahr für Jahr in Singapur feiern. Besonders intensiv ist das Ende Januar oder Anfang Februar begangene Thaipusam Fest, das im tamilischen Monat Thai begangen wird und immer am Vollmondtag gefeiert wird.

Die Legende zu diesem Fest liegt im ewigen Kampf des Guten gegen das Böse. So habe der Dämon Tharakasuran in der Welt nur Unheil angerichtet, wogegen sich die Götter Shiva und Parvati wandten. Diese übertrugen ihrem Sohn Murugan die Aufgabe, Tharakasuran und damit das Böse in der Welt zu besiegen. Das gelang diesem auch, weshalb man ihn in der Folgezeit als Kriegsgott verehrte. Nachdem sich die Inder tagelang durch Askese und Fasten auf das Fest vorbereitet haben, bringen sie der Gottheit Subramaniam Versprechen dar. Diese untereichen sie durch das Zufügen von Schmerzen. So durchstechen sie sich Wangen und auch die Zunge mit harten Metallspießen und zusätzlich befestigen sie geschmückte Gestelle (sogenannte kavadi) an ihrem Oberkörper. Für viele Besucher dieses Festes ist alleine der Anblick dieser martialischen Instrumente schwer zu ertragen, doch für die Gläubigen ist dies ein wichtiger Schritt hin zu ihren Gottheiten. Nicht weniger der Träger bohren sich mehr als 100 Pfeile in den Oberkörper und tragen Gestelle am Körper, die 30 kg oder noch mehr wiegen. Und auch wenn es für Außenstehende schwer zu verstehen ist, so erleben die meisten Gläubigen die Vorbereitungen und das Durchstechen ihres Körpers bei vollem Bewusstsein. Dann geht es in einer langen Prozession vom Sri Srinivasa Perumal Tempel zum Sri Thendayuthapani Tempel, dem Zuhause von Murugan, begleitet von zahlreichen Menschen.

Thaipusam Festival in Singapur

Thaipusam Festival in Singapur ©TK

Vorbereitung auf Thaipusam

Damit die Menschen die starken Schmerzen beim Durchbohren des Körpers ertragen können, sind ein starker Glaube, Meditation und ein mehrere Wochen andauerndes Fasten die Grundvoraussetzung. Damit wollen die Gläubigen ihre Körper reinigen und für ihren Gott vorbereiten. Viele erleben das Durchstechen ihres Körper bei vollem Bewusstsein, andere fallen in Trance, aber wirklich bewusstlos scheint niemand zu sein. Diese Prozedur wird von der Familie und Verwandten des Gläubigen mit lauten Gesängen begleitet, die Mut machen und die Schmerzen nehmen sollen. Für die indische Bevölkerung ist die Vorbereitung auf dieses Fest ebenso wichtig wie das Thaipusam Festival selbst, das Jahr für Jahr auch zahlreiche Touristen aus aller Welt anzieht.

Spektakulär, farbenfroh und irgendwie faszinierend

Wenn Besucher das Thaipusam-Festival zum ersten Mal in Singapur erleben, sind sie zum einen fasziniert, aber auch schockiert über die Leidensfähigkeit der Menschen. Doch denen scheinen die Schmerzen ebenso wenig auszumachen wie die schweren Lasten, die sie an ihrem Körper tragen. Selbst Nicht-Hindus beteiligen sich inzwischen am größten Hindufest außerhalb Indiens. Der Fantasie sind bei der Bestückung der Körper keine Grenzen gesetzt. An den Stahlhaken, die sich manche durch Brust und Rücken stechen lassen, befestigen sie Zitronen und Orangen, aber auch andere Gegenstände sind zu sehen. Und an den schweren Metallgestellen, die bei manchem Gläubigen wie ein überdimensioniertes Speichenrad aussieht, werden Blumen, Pfauenfedern und Götterbilder befestigt. Der fast vier Kilometer lange Weg ist in der tropischen Hitze Singapurs schon so schwer zu bewältigen, aber mit den schweren Lasten wird es noch schwerer. Deshalb spritzen viele Begleiter Wasser in die Münder der Gläubigen, damit diese die lange Strecke zurücklegen können. Am Ende des Weges, am Sri Thendayuthapani Tempel, wirken alle Beteiligten erleichtert, es wird getant und gesungen, die Stahlgestellen wiegen sich im Takt. Nachdem man im Tempel selbst Milch, ein Symbol der Reinheit, in den Schrein Murugas geschüttet hat, werden die Träger der Lasten von ihren Gestellen auf einer nahen Wiese befreit. Vielen sind die Anstrengungen zwar anzusehen, doch keiner klagt darüber. Denn für Hindus ist das Thaipusam Fest in Singapur keine Qual, sondern ein Vergnügen.

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